Einfach mitbestimmen in Berlin

Ich mag Berlin, aber vieles nervt mich – der Schmutz, die Autos, die hohen Mieten… Was tut man dagegen? Die Lebenshilfe Berlin e.V. bietet den Lernkurs Politik in Berlin an. Es ist ein E-Learning-Kurs in Einfacher Sprache.
Der Lernkurs soll Spaß machen. Er soll zum Mitbestimmen und Verändern anregen. Dazu gibt es auch einen interaktiven Film: Deine Stimme für Berlin. Wir haben mit Doreen Kuttner über das Projekt gesprochen.

Wie sind Sie auf die Idee zu Ihrem Lernkurs gekommen?

Im Jahr 2019 hat die Lebenshilfe Berlin eine Umfrage beauftragt. Wir wollten wissen, wie Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung aus ganz Deutschland das Internet nutzen. Das Ergebnis war, dass noch nicht viele Menschen das Internet gut nutzen können. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Viele von ihnen wünschen sich zum Beispiel mehr Leichte Sprache im Internet. Diesen Wunsch geben wir immer wieder an Politiker:innen weiter. Wir wollen aber nicht nur fordern.

In der Corona-Zeit sind viele Fortbildungen ausgefallen. Wir haben bemerkt, dass es so gut wie keine digitalen Lernformate in Leichter oder Einfacher Sprache gibt. Wir dachten, das probieren wir mal aus. Wir wollten herausfinden, ob Lernen im Internet auch etwas für Menschen ist, die nicht so gut lesen können.

Im Jahr 2021 fand die Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin statt. Das wollten wir nutzen. Deshalb ist das Thema Politik in Berlin entstanden.

Uns war wichtig: Der Lernkurs soll kostenfrei und öffentlich sein. Er soll auf dem Computer, dem Tablet und dem Smartphone funktionieren und in Einfacher Sprache sein.

Wer ist an Ihrem Projekt beteiligt?

In dem Projekt haben viele zusammengearbeitet:

  • Selbstvertreter:innen und Prüfer:innen für Leichte und Einfache Sprache
  • das Büro für Selbstvertretung im Verein Lebenshilfe Berlin
  • das Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Berlin e.V.
  • die Produktionsfirma Edeos
  • die Landeszentrale für politische Bildung

Das Geld für den Lernkurs haben wir vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin und von Aktion Mensch bekommen.

Welche Themen wollen Sie ansprechen?

Mit dem Lernkurs möchten wir digitale Teilhabe fördern. Wir wollen zeigen, dass auch Menschen, die nicht so gut lesen können, Spaß am Lernen im Internet haben.
Viele Menschen sind von der Politik frustriert und wissen nicht, dass auch sie etwas ändern können. Deshalb wollen wir erklären, wie Politik in Berlin funktioniert. Wir wollen zeigen, wo man sich einbringen kann, wo man mitbestimmen kann. Wir wollen Mut machen.

Worin besteht Ihr interaktiver Ansatz?

Eigentlich hatten wir den Plan, zwei große Lernkurse zu machen. Einer davon sollte die Wahl vom Abgeordnetenhaus sein. Im Zweiten sollte es um Politik in Berlin gehen. Wir haben die Gelder für den Kurs aber erst spät bekommen. Deshalb haben wir zur Wahl „nur“ einen interaktiven Film zum Mitmachen gemacht. Der Lernkurs hatte dann das Thema: Politik in Berlin. Interaktiv dabei ist, dass man sein Wissen durch Fragen testen kann und damit sein Wissen festigt. Man kann auch selbst entscheiden, welche Kapitel man sich anschauen möchte. Für unsere Selbstvertreter:innen war es auch wichtig, für eine richtige Aufgabe belohnt zu werden. Deshalb gibt es entsprechende Melodien. Das soll motivieren weiterzumachen.

Wen möchten Sie mit Ihrem Lernkurs erreichen? 

Durch unsere Umfrage haben wir erfahren, dass junge Menschen mit Beeinträchtigung das Internet mehr benutzen als ältere Menschen mit Beeinträchtigung. Sie benutzen dafür oft das Smartphone oder ein Tablet. Wir haben uns junge Leute vorgestellt, als wir den Kurs entwickelt haben. Der Lernkurs ist somit vor allem für junge Menschen, die noch nicht so viel über Politik wissen. Uns war es wichtig, dass viele Menschen den Lernkurs verstehen können, deshalb haben wir ihn in Einfacher Sprache gemacht. Man kann sich alle Texte auch vorlesen lassen. Die Sprecher:innen sollten langsam und deutlich, aber auch lebendig sprechen. Und der  Kurs soll natürlich auch Spaß machen.

Wie wollen Sie zum Mitbestimmen und Verändern anregen?

Wir denken, dass man erst einmal wissen muss, wie etwas funktioniert. Dann kann man auch etwas verändern. Viele Menschen sind von vielen Sachen genervt. Zum Beispiel, dass es zu viele Autos gibt oder dass das Berlin so laut und schmutzig ist. Aber sie schimpfen nur. Dabei gibt es viele Möglichkeiten sich zu beteiligen. Das wollten wir zeigen.

Den Lernkurs haben wir am Digitaltag 2022 Politikern aus Berlin vorgestellt. Wir haben uns mit ihnen ausgetauscht und gezeigt, was möglich ist.

Was ist Ihnen noch wichtig?

Das war unser erster Versuch, einen Lernkurs zu erarbeiten. Wir wünschen uns viele Rückmeldungen und Anregungen. Wie finden Sie den Lernkurs? Was können wir oder andere beim nächsten Mal besser machen?

Hier noch einmal die wichtigsten Infos zum E-Learning-Kurs:

Wie heißt der Kurs? Der Kurs heißt „Politik in Berlin“.

Wer hat den Kurs gemacht? Die Lebenshilfe Berlin e.V.

Was kostet der Kurs? Der Kurs ist kostenlos.

Für wen ist der Kurs? Der Kurs ist öffentlich. Alle können mitmachen.

Auf welchen Geräten funktioniert der Kurs? Der Kurs funktioniert auf dem Computer, dem Tablet und dem Smartphone.

Wo geht’s zum Kurs? Webseite der Lebenshilfe Berlin e.V. Lernkurs QR-Code

14.09.2022
Sabine Manning, Bettina Mikhail (Infoportal) – Doreen Kuttner (Die Lebenshilfe Berlin e.V.)

Kontakt zum Projekt: Büro für Selbstvertretung im Verein Lebenshilfe Berlin, selbstvertretung@lebenshilfe-berlin.de

Veröffentlicht von

ruweadmin

Uwe Roth ist Journalist, Dozent für barrierefreie Kommunikation und Texter für die Einfache Sprache. Er arbeitet beim Deutschen Institut für Normung (DIN) an Regelwerken für die Leichte und Einfache Sprache mit. Er ist zudem Mitglied in der Plain Language Association International. Uwe Roth hat Sozialwissenschaften studiert, in Brüssel als Korrespondent gearbeitet und war zehn Jahre Redakteur in einem großen Medienhaus in Stuttgart.

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