Austausch und Vernetzung im Barcamp Einfache Sprache

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Nachdem das Barcamp für Einfache Sprache im Jahr 2020 so gut angenommen worden war, haben wir im Rahmen des Netzwerktreffens vom Netzwerk Einfache Sprache am 21. Oktober 2021 erneut ein Barcamp angeboten.

Ein Barcamp ist eine moderne Form der Konferenz, bei der das Programm nicht im Vorfeld feststeht. Die Themen und Fragen, die während der sogenannten Sessions besprochen werden sollen, legen die Teilnehmenden am Anfang selbst fest. Die Moderation unterstützt dabei und regt zu einem ergebnisoffenen Brainstorming ein, damit eine gute Auswahl an Themen entsteht. Danach verteilen sich die Teilnehmenden an der Konferenz auf die verschiedenen Räume, wobei jeder Raum für ein Thema steht. Eine Session dauert ungefähr 20 bis 30 Minuten. Danach kommen alle für einen Austausch über die Ergebnisse zusammen. Anschließend beginnt die nächste Session. Dabei können Themen aus der ersten Session fortgeführt oder neue Themen aufgegriffen werden.

Das hat sehr gut funktioniert, so dass die Teilnehmenden in den beiden Sessions zwischen unterschiedlichen Themen wählen konnten, zum Beispiel:

  • Vermischen sich Leichte und Einfache Sprache zunehmend?
  • Erfahrungsaustausch zu Einfacher Sprache in der mündlichen Kommunikation
  • Einfache Sprache in Behörden
  • Wann ist man Expert*in für Einfache Sprache bzw. wie wird man Expert*in für Einfache Sprache?
  • Literatur in Einfacher Sprache.

Leichte und Einfache Sprache vermischen sich

Nicht nur die Gruppe, die sich für das erste Thema in einem virtuellen Gruppenraum zusammengefunden hat, ist der Ansicht, dass sich Leichte und Einfache Sprache in jüngster Zeit durchaus vermischen. Empirische Forschungen stellen fest, dass die Zielgruppe für Leichte Sprache einige sprachliche Strukturen verstehen. Dazu gehören einfache Wenn-Dann-Sätze. Die empirische Forschung hilft dabei, die Regelwerke weiterzuentwickeln. Andererseits entstehen von unterschiedlichen Akteur*innen neue Varianten wie zum Beispiel Leichte Sprache Plus von der Uni Hildesheim. Nicht zuletzt gibt es Auftraggeber*innen, die zwar einen Text in Leichter Sprache haben möchten, aber die Kosten und den Aufwand einer Prüfung durch die Prüfgruppe scheuen. Dann steht hinterher „Einfache Sprache“ auf dem Text, faktisch ist es aber Leichte Sprache.

Wir sind gespannt, wie sich dieser Trend der Vermischung in der Zukunft entwickelt.

Einfache Sprache in Behörden

Behörden, besonders Stadtverwaltungen, Landratsämter und Ministerien befassen sich vermehrt mit Einfacher und mit Leichter Sprache. Einige tun dies schon seit zwei bis drei Jahren, andere fangen gerade erst an. In der Session haben die Teilnehmenden darüber diskutiert, wie eine nachhaltige Entwicklung in diesem Bereich gelingen kann.

Als ein gutes Zeichen nach innen und außen haben die Teilnehmenden empfunden, wenn die Leitung einer Behörde oder ein politisches Gremium (z. B. ein Gemeinderat) sich bewusst für die Einführung von Einfacher Sprache entscheidet. Allerdings ist es wichtig, dass dann jemand den Hut aufhat und sich – auch gegen Widerstände – dafür engagiert, dass Einfache Sprache eingeführt und gelebt wird.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Einführung von Einfacher Sprache in Behörden ein Organisationsentwicklungs-Prozess ist, der die ganze Behörde erfasst. Denn einzelne Übersetzungen und Seminare führen nicht dazu, dass Einfache Sprache flächendeckend in einer Organisation eingeführt wird. Es braucht Veränderungen in den Strukturen, zum Beispiel bei der Menge der Aufgaben, die jemand hat. Denn die Mitarbeitenden müssen die Möglichkeit bekommen, ihr neu erworbenes Wissen anzuwenden und neue Kompetenzen einzuüben.

Fazit

In der abschließenden Austausch- und Feedbackrunde haben die Teilnehmenden sich sehr zufrieden über das Barcamp, aber auch über den ganzen Tag geäußert. Die Mischung aus fachlichem und persönlichem Austausch hat allen gut gefallen. So wird es nächstes Jahr wieder eines geben – vielleicht sogar in Präsenz.

26.10.2021
Krishna-Sara Helmle
 

Veröffentlicht von

ruweadmin

Uwe Roth ist Journalist, Dozent für barrierefreie Kommunikation und Texter für die Einfache Sprache. Er arbeitet beim Deutschen Institut für Normung (DIN) an Regelwerken für die Leichte und Einfache Sprache mit. Er ist zudem Mitglied in der Plain Language Association International. Uwe Roth hat Sozialwissenschaften studiert, in Brüssel als Korrespondent gearbeitet und war zehn Jahre Redakteur in einem großen Medienhaus in Stuttgart.

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