Ergebnisse des Projektes InProD2 unterstützen (nicht nur angehende) Fachpraktiker:innen in der Druckindustrie
Ziel des dreijährigen Förderprojekts war es, behinderten Menschen sowie ihren Ausbilder:innen und Lehrer:innen digitale Lernmedien zur Verfügung zu stellen. Zielgruppen sind neben hörbehinderten und sehbehinderten Menschen auch Menschen mit Lern-, Körper-, psychischen und Mehrfachbehinderungen. Die Texte in der beruflichen Ausbildung sind für Fachleute einfach, für Lernende dagegen hochgradig schwierig zu verstehen. Auszubildende können die Fachinhalte nur über die Sprache der Unterrichtstexte begreifen. Dies gilt umso mehr, wenn sie selbstständig lernen, ohne einen Ausbilder oder eine Ausbilderin, einen Lehrer oder eine Lehrerin unmittelbar fragen zu können. Sprachbarrieren reduzieren allzu oft den Mehrwert digitaler Lernkonzepte in der inklusiven Ausbildung. Deshalb wurden im Projekt alle Lerntexte konsequent in Einfache Sprache überführt.
Die notwendigen Anpassungen erfolgten immer auf drei Ebenen:
- inhaltlich-strukturell: Lerninhalte in kleine, schnell erfassbare Einheiten gliedern
- sprachlich: komplexe sprachliche Strukturen in Einfache Sprache überführen
- visuell-gestalterisch: Lerninhalte auch visuell strukturiert und ggf. auch nicht-sprachlich darstellen, z. B. als Bild, Film oder VR-Anwendung.
Entstanden sind für die Zielgruppe geeignete Lernmodule für das virtuelle Lernen. Bestehende VR- und AR-Lernmodule, die als Social-Virtual-Learning-Module für die Medientechnologen/-innen Druck entwickelt wurden, wurden am Oberlin Berufsbildungswerk Potsdam angepasst und erprobt.
Das Lernen in VR erleichtert das Wiederholen und das Vertiefen durch eine vereinfachte 3-D-Darstellung der Maschinenbauteile. Auszubildende haben die Möglichkeit, das bereits Gelernte und Geübte virtuell selbstständig auszuführen. Sie können später sicherer an der echten Maschine agieren. Das Lernen am virtuellen Modell wirkte überwiegend motivierend. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Anweisungen für die Arbeitsschritte in VR noch nachjustiert werden mussten. Sie waren zu umfangreich und die Sachverhalte zu komplex. Resultat der Erprobungen war somit eine deutliche Erhöhung der Anzahl der Lernschritte, kleinteiligere Aufgaben, präzise Formulierungen und eine vollständige Textoptimierung.
Des Weiteren entstand im Projekt die Lernapp „EinFach – dein Lernbegleiter“ (http://einfach.zfamedien.de) mit über 200 Lernbeiträgen zu den Lernfeldern der Fachpraktiker-Ausbildung für Medientechnologie Druck, Druckverarbeitung und Buchbinderei. Die Beiträge sind nach Volltextsuche über den Titel oder über die Lernfelder filterbar. Das Glossar mit 250 Fachbegriffen wurde direkt im Text per Mouse-over-Funktion integriert, ist aber auch separat aufrufbar. Zusätzlich wurden zu den Beiträgen rund 215 interaktive Übungsaufgaben als Multiple-Choice-, Lückentext-, Reihenfolge- oder Drag-and-drop-Aufgaben erstellt.
Bei den Erprobungen wurde deutlich, dass nicht nur die anvisierte Zielgruppe, sondern alle Lernenden von Einfacher Sprache profitieren können, ob in Form eines leichteren Einstiegs in ein Thema oder beim Blick über den Tellerrand in verwandten Berufen z. B. der Mediengestaltung.
Im Projekt wurde zudem ein Leitfaden für Einfache Sprache entwickelt (Infos demnächst auf der Projektwebsite). Die Autor:innen von Texten, die zur Vermittlung oder zur Abfrage von Fachwissen eingesetzt werden, lernen die zentralen Merkmale von Fachsprache kennen und können zwischen fachlicher und sprachlicher Komplexität unterscheiden. Eine Qualifizierung der schreibenden Fachexpert:innen zielt daher auf die Heranbildung einer sogenannten Language Awareness für die Schwerverständlichkeit von Fachtexten. Der Leitfaden enthält fast 60 Beispiele und über 20 Übungen. Checklisten erleichtern den Einsatz in der Praxis.
Die Projektpartner bemühen sich darüber hinaus um eine Förderung zur Entwicklung eines KI-gestützten Unterstützungstools für die Übersetzung von Prüfungs- und Übungsaufgaben in Einfache Sprache.
Projektpartner: Oberlin Berufsbildungswerk Potsdam, Bergische Universität Wuppertal, Institut für Textoptimierung Halle, mmb Institut Essen, Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien Kassel
Projektwebsite: www.inprod2.de